Fototipp, Folge 32: Farbmanagement, braucht man das?
Für die meisten Fotografen / Bildbearbeiter ist der Bereich Farbmanagement nach wie vor ein dunkles Kapitel! In diesem Fototipp möchte ich in wenigen einfachen Sätzen einmal den grundsätzlichen Inhalt dieses Bereiches darstellen.
Im Grunde ist der eigentliche Ansatz ziemlich einfach. Letztendlich geht es darum auf allen verfügbaren Geräten eine konsistente Farbdarstellung zu erreichen, welche immer wieder reproduzierbar ist und somit kein Zufallstreffer darstellt! Also von der eigentlichen Aufnahme über die Darstellung am Monitor bis zur Druckausgabe.
Fototipp, Folge 32
Farbmanagement, braucht man das?
Dieses Thema ist für viele Fotografen nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln! Es wird enorm viel Geld für Kamera und Objektive ausgegeben, ewig über das Rauschverhalten dieses oder jenes Sensors diskutiert, aber die Bilder werden an einem kleinen 24 Zoll sRGB Monitor entwickelt der maximal per „Auge“ eingestellt ist. Die anschließend gedruckten Fotos haben dann natürlich nur vage Ähnlichkeit mit der Monitordarstellung. Daher hier nun einmal eine „vereinfachte“ Darstellung der Thematik.
Farbmanagement, wofür ist das gut?
1. Allgemein
Farbmanagement stellt sicher, dass die Farben über unterschiedliche Geräte hinweg möglichst konsistent wiedergegeben werden. Das sollte abschließend dazu führen, wenn unsere“ Farbtransportkette“ funktioniert, das das gedruckte Bild ziemlich genau dem entspricht, wie wir es vorher auf dem Monitor gesehen haben. Zusätzlich lässt sich gewährleisten, das weitere Drucke derselben Datei immer zum gleichen Ausgabeergebnis führen. Farbmanagement „tut nicht weh“ und ist auch nicht teuer, verglichen mit dem ein oder anderen Objektiv.
2. Farbraum
Ich möchte hier für diese vereinfachte Abhandlung nur die beiden Farbräume sRGB und Adobe RGB erwähnen, wobei der Farbumfang von Adobe RGB wesentlich größer ist, wie in der Grafik zu erkennen ist.
Farbraumdarstellung
Wer in RAW fotografiert braucht sich erst einmal, um nichts zu kümmern, erst beim Export der Bilder aus dem Bildbearbeitungsprogramm weisen wir der Datei einen Farbraum zu. Wer JPG ’s erstellt und die Bilder beim Dienstleister bestellt sollte meiner Ansicht nach sRGB wählen, also den kleinsten gemeinsamen Nenner vom Farbumfang her. Das Gleiche gilt für Veröffentlichungen im Internet. Jedes Gerät und jede Software kann mit sRGB Daten umgehen manche besser, andere schlechter. Die Farbumsetzung findet im Gerät statt.
Damit müssen wir uns keine allzu großen Gedanken über Farbmanagement machen. Adobe RGB oder einen anderen größeren Farbraum sollte man nur benutzen, wenn man 100 % sicher ist das der Weiterverarbeiter mit den Daten korrekt umgehen kann. Sollte man selbst auf einem hochwertigen Drucker drucken sieht die Sache schon anders aus. Der Vorteil des Farbmanagements ist zum einen 100 % Kontrolle über das Druckergebnis und die Reproduktion der maximal möglichen Farben. Im sRGB Farbraum „verschenkt“ man definitiv einige Farbtöne die nicht darstellbar sind.
Farbräume & Farbmanagement, von Sam Jost
3. Bildschirm + Kalibrierung
Um meine Frage aus der Überschrift zu beantworten, damit das was aus dem Drucker kommt in Farbe und Helligkeit / Kontrast zumindest zu 98 % dem entspricht, was der Monitor darstellt. Wie heißt es doch so schön: „What you see is what you get!“, in diesem Sinne kommen wir als Erstes an der Monitorkalibrierung nicht vorbei. Die Investitionskosten für ein einfaches ausreichendes System vom Datacolor oder X-Rite belaufen sich auf ca 150 €, damit ist die erstmalige Kalibrierung in 30 Minuten erledigt. Hier geht es zu meinem Artikel zur Monitorkalibrierung mit dem Spyder 5 pro*. Natürlich schadet ein hochwertiger Bildschirm, evtl. mit erweiterten Farbraum + hardwarekalibrierbar nicht ist aber nicht Voraussetzung. Hier geht es zu meinem Artikel über Monitor Grundwissen inkl. Empfehlungen mit Monitoren für die Bildbearbeitung.
Ich erlebe es immer wieder wie krass die Einstellungen nach „Auge“ und per Kalibriergerät differieren! Erstaunlich ist auch das die meisten Monitore viel zu hell und mit übertriebenem Kontrasteinstellungen benutzt werden. Da wundert man sich absolut nicht, das das Ergebnis beim Druck nicht der Monitordarstellungen entspricht. Ich empfehle eher einen günstigen IPS Monitor zu kaufen und das gesparte Geld in eine günstige Kalibrierlösung zu investieren. Meinen Artikel mit Monitorempfehlungen für die Bildbearbeitung findet ihr hier.
4. Drucker + Farbprofile
Nachdem wir uns für einen Farbraum entschieden haben, den Monitor kalibriert, die Bilder mit Software bearbeitet haben, welche Farbmanagement unterstützt bleibt, nur noch die Ausgabe auf dem Drucker. Ich selber benutze eine Epson SC P800*. Einen Artikel zum Epson SC P800 findet ihr hier.
Datacolor Kallibriergerät für Druckprofile Epson SCP 800
Dafür benötigen wir ein entsprechendes Farbprofil, welches in der Regel bei hochwertigen Druckern schon vom Druckerhersteller mitgeliefert wird oder aber vom entsprechenden Papierhersteller zu beziehen ist. Dieses müssen wir nun in unserer Software aktivieren, passend zur entsprechenden Papier / Tinte Kombination. Natürlich kann man auch den Drucker mit entsprechenden Messgeräten selbst kalibrieren. Eine weitere Möglichkeit sind Dienstleister die persönliche Druckprofile erstellen. Auch hier gilt, wenn das Geld keine Rolle spielt…….. ist alles machbar.
Fazit / Empfehlung
Farbmanagement sollte also für ambitionierte Fotografen durchaus eine Rolle spielen. Vor allem, wenn man seine Bilder am Schluss auf einem hochwertigen Drucker ausgeben möchte. Hier gibt es doch einige Einstellungen, welche man beachten sollte um zu Bildern zu kommen die auf Monitor und Papier identisch aussehen. Meine Buchempfehlung für alle, die sich etwas näher damit beschäftigen möchten, ist Fine Art Printing für Fotografen, Jürgen Gulbins + Uwe Steinmüller. Meine Buchrezension dazu gibt es hier. Meine Artikelserie Farbmanagement für Anfänger findet ihr hier.
Hier findet ihr meine Artikelserie Fine Art Printing.
Weitere Technik Erfahrungsberichte hier
Meine Buchempfehlungen findet ihr hier.
Artikel zu den technischen Unterschieden bei PC Monitoren.
* Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links (Affiliate Links). Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Für euch entstehen keine zusätzlichen Kosten! Vielen Dank!
Letzte Kommentare