Farbmanagement für Anfänger, Teil 3: Geräte kalibrieren.
In Teil 3 meiner Serie „Farbmanagement für Anfänger“ geht es um die Kalibrierung der verschiedenen Geräte. Angefangen mit der Kamera, gefolgt vom Monitor und als letztes der Drucker. Ist eine Kalibrierung überhaupt sinnvoll?
Wenn ja,was kann man selbst erledigen oder was kann ein Dienstleister übernehmen? Viele Fragen, auf die ich hoffentlich einige zufriedenstellende Antworten gefunden habe. Grundsätzlich funktioniert Farbmanagement nur, wenn alle Geräte einer Kette von Anfang bis Ende kalibriert sind.
Farbmanagement für Anfänger.
Teil 3: Geräte kalibrieren.
Kamera
Die Idee bei Kalibrierungstafeln mit eigener Software ist es, die Farben der Kamera zu korrigieren und einen „verbindlichen“ Weiss-abgleich zu erhalten. Eine einmalige Kalibrierung der Kamera, nach der sie fortan unter allen Bedingungen eine ganz exakte Farbreproduktion erzeugt, ist leider nicht möglich. Leider muss dieser Vorgang z.B. bei jeder Lichtveränderung etc. wiederholt werden. Für die Praxis viel zu aufwändig. Man kann das Problem etwas umgehen, indem nicht die Kamera, sondern nur ihre Bilder kalibriert werden.
Dann erhält man eine ganz korrekte, auch messtechnisch einwandfreie Darstellung. Notwendig dazu sind 1. eine Kamera, die im Raw-Modus die Rohdaten des Sensor völlig unbearbeitet an den Fotografen beziehungsweise dessen Bildbearbeitungsprogramm liefert, und 2. eine Farbmesstafel, die bei der Aufnahme zum Einsatz kommt. Ihre Informationen dienen später der Kalibration der Rohdaten am Rechner, um exakte Farben wiedergeben zu können. Der „SpyderCHECKR“ bietet dabei 48 spektral entwickelt Farbfelder in einem flachen Gehäuse, das man auch auf einem Stativ befestigen kann.
Um die Bilder zu kalibrieren, nimmt der Fotograf die ersten Aufnahmen unter Einsatz der Farbtafel auf. Bei Porträts bittet er also das Model bei den ersten Probeaufnahmen, die Karte einfach mit ins Bild zu halten. Die Messtafel wird dadurch unter den Lichtbedingungen der späteren Fotos mindestens einmal aufgenommen. Daheim am Rechner wird im Raw-Konverterprogramm wie „Adobe Lightroom“ das erste Bild geöffnet, in dem die Farbtafel zu sehen ist. Der Bildauschnitt mit den Farbfeldern wird ausgeschnitten und anschließend der Weissabgleich mittels der Graufelder definiert, sowie die Belichtung des Bildes ebenfalls unter Zuhilfenahme der Graufelder vom Fotografen festgelegt.
Praxiseinsatz
Danach lässt sich mit einer von Datacolor beigefügten Software ein Farbkorrekturprofil erzeugen, das Soll-Werte der Farbfelder und von der Kamera erfasste Ist-Werte miteinander abgleicht. Dieses Korrekturprofil kann man für die Entwicklung aller weiteren Bilder in dieser Aufnahme-Session nutzen, die dadurch farblich ganz neutral, also auf eine 1:1-Reproduktion der Bilder in dieser jeweiligen Lichtsituation und Einstellungen der abgestimmt sind. Die Datacolor-Software kann übrigens auch Farbprofile erzeugen, die mit dem „Camera Raw“-Plug-in- für „Adobe Photoshop“ einsetzbar sind. Die Verwendung von Farbtafeln für eine messtechnisch korrekte, farblich ganz neutrale Wiedergabe ist für mich lediglich dann erforderlich, wenn man in der Produktfotografie möglichst realistische Farben benötigt, die den aufgenommenen Gegenstand exakt so zeigen, wie er aussieht.
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Es sei erlaubt, sich die Frage zu stellen, wie sinnvoll die Suche nach der perfekt neutralgrauen Einstellung überhaupt ist, und welcher Aufwand dafür angebracht ist. Für den ColorChecker gilt das in meinen Augen jenseits der Produkt- und Farbmusterfotografie umso mehr. Da Fotografie ja nicht nur die Realität exakt abbilden soll und will, sondern in vielen Fällen diese auch durch das Fotografenauge subjektiv interpretiert wird, bleibt die exakte Farbwiedergabe durch die Kamera für mich „Geschmackssache“!
Monitor
Im Gegensatz zur Kamerakalibrierung empfehle ich wirklich jedem, der fotografiert und seine Bilder am Rechner „entwickelt“, das Geld und die Zeit für ein entsprechendes Tool zu investieren. Wir sprechen hier über einen Neupreise ab 75€. Bedenkt man die Kosten allein für ein Objektiv bzw. für einen neuen Monitor, ist das sicherlich die günstigere Variante, seine Bilder zu verbessern. Auch gerade bei einfachen TN Monitoren ist der Farbunterschied vor und nach Kalibrierung oft eklatant. Farbmanagement ohne Monitor Kalibrierung ist sinnlos!
Spyder 4 / 5 Pro
Verarbeitung / Ausstattung
Im Zuge meines Workshops „Drucklabor“ stelle ich immer wieder fest, dass die Teilnehmer vor Ort nach erfolgreicher Kalibrierung ihrer Laptop Displays doch extrem positiv erstaunt über das Ergebnis sind. Das Paket zur Bildschirmkalibrierung besteht aus lediglich 2 Teilen: dem Messkopf und der Kalibriersoftware. Die gesamte Prozedur gestaltet sich selbst für Laien absolut simpel. Es sind eigentlich keinerlei Vorkenntnisse über Farbmanagement erforderlich. Meine Artikelserie Farbmanagement für Anfänger findet ihr hier.
Installation
Die Installation ist als einfach zu bezeichnen. Entweder man installiert die Software über die beigelegte CD oder bezieht die aktuelle Version als Download über den Supportbereich des Herstellers. Während der Installation wird eine Aktivierung mit Hilfe der Seriennummer notwendig. Diese kann entweder direkt per Internet oder auch offline durchgeführt werden. Nach Abschluss der Aktivierung erhält man einen Lizenz-Code.
Vorbereitungen
- Monitor am besten schon ein paar Stunden vorher einschalten, bei LED natürlich nicht mehr nötig
- Raumstörende Lichtquellen abschalten
- Bildschirmschoner deaktivieren
- Energiesparfunktionen deaktivieren
- sofern vorhanden: Abschaltung der Displaybeleuchtung verhindern
- Messgerät Spyder4PRO per USB anschließen
- Spyder4PRO Software starten
Inbetriebnahme
Nach dem Start der Software erscheint eine Checkliste mit den wichtigsten Vorraussetzungen:
- „Vorwärmen“
- „Umgebungsbeleuchtung“
- „Einstellungen des Anzeigegeräts“
- „Anschließen von Spyder“
Der Kalibriervorgang
Nun kann man mit der Kalibrierung anfangen und positioniert den Spyder auf die angezeigte Fläche. Das USB-Anschlusskabel sowie das Gegengewicht hängt man einfach über den oberen Gehäuserand des Monitors. In den meisten Fällen muss nun noch die Helligkeit der meistens viel zu hell eingestellten Monitore korrigiert werden. Es reicht, die Zielwerte ungefähr zu erreichen.
Je näher diese Werte beieinander liegen, desto weniger muss später die Grafikkarte (LUT) über das Monitorprofil „verbogen“ werden. Man folgt nun den weiteren Anweisungen am Bildschirm. Sobald der Messvorgang vollständig abgeschlossen ist, kann das erzeugte Monitorprofil abgespeichert werden. Die erste Kalibrierung ist nach 15 Minuten erledigt. Meine Artikel zum Monitorgrundwissen gibt es hier.
Der Kalibrationsvorgang: Ergebnis
Ist das Profil abgespeichert, geladen und aktiv, wird auch schon das Messergebnis angezeigt. Datacolor hat hierfür extra eine Vorher/Nachher-Ansicht integriert. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen ziemlich überraschend und zwar dahingehend, wie „schlecht“ bzw. farbstichig das Bild vorher war! Wie oben schon geschrieben, können wir hier gerade bei einfachen TN Monitoren oft erhebliche Verbesserungen betrachten.
Drucker
Um Drucker zu kalibrieren, muss man Farbtafeln ausdrucken und diese anschließend mit einem Farbmessgerät ausmessen. Daraufhin errechnet eine Software aus den Abweichungen zwischen den an den Drucker gesendeten Farben und den gemessenen auf dem entsprechenden Ausdruck ein Korrekturprofil. Solch ein Profil, auch ICC Profil, gilt dann genau für diesen Drucker mit dem verwendeten Papier und der benutzten Tinte.
Also muss für jedes unterschiedliche Papier ein separates Druckprofil erzeugt werden. Hochwertige Drucker wie z.B. mein Epson SC P 800 werden ab Werk sehr genau eingemessen und die Schwankungsbreite innerhalb dieses Druckermodells wird somit bei der Produktion schon minimiert. Daher ist es in der Regel für die meisten, die solch einen Drucker nutzen, ausreichend, die fertigen Farbprofile der jeweiligen Papierhersteller zu benutzen.
Diese sind in der Regel je nach Aufwand des Papierherstellers schon sehr gut an das entsprechende Druckermodell angepasst. Ich würde sagen zu 95%. Da es aber bei der Produktion der Drucker auch Schwankungen gibt (umso geringer je hochwertiger der Drucker ist), verwendet der Papierhersteller immer einen Mittelwert. Möchte man 100% Anpassung an seinen eigenen Drucker, kommt man nicht um eine eigene Kalibrierung mit Ausdrucken der Messtafeln und Einlesen dieser mittels Messgerät herum.
Diese Geräte wie z.B. der Spyder Print sind allerdings teurer und aufwändiger in der Handhabung, als Geräte für die Monitorkalibrierung. Alternative wäre der Druck von Messtafeln am eigenen Drucker, um diese anschließend zum Dienstleister zu senden, der daraus mit entsprechendem Messgerät und Software extern ein persönliches Druckerprofil ICC Profil für diesen eigenen Drucker erstellt. Wenn Farbmanagement dann sollte man auf jeden Fall ICC Profile verwenden.
Fazit / Empfehlung
Die Kalibrierung von Drucker und Bildschirm kann in der Tat mit einigem Aufwand verbunden sein, um optimale Resultate zu erzielen, die genau euren Wünschen entsprechen. Daher ist es ratsam, sich bereits im Vorfeld über die Möglichkeiten zu informieren, die die verschiedenen Software-Optionen und Drucker mitbringen. Nur dann kann man sicher sein, dass man auch nur genau das anschafft, was man auch tatsächlich benötigt. Denn alle teure Software und Hardware nützen nichts, wenn man sie nicht braucht.
Die Kamerakalibrierung halte ich aus oben genannten Gründen für wenig hilfreich. Letztlich ist diese für mich lediglich notwendig für die wirklich exakte Reproduktion von Farben, z.B. in der Produktfotografie. Die Kalibrierung des Monitors dagegen kann ich nur jedem empfehlen. Die des Druckers muss man im Einzelfall selber entscheiden! Bei hochwertigen Druckern kann man in der Regel davon ausgehen, dass diese ab Werk schon sehr gut eingestellt / kalibriert sind und nur einer geringen „Streuung“ unterliegen, so dass man mit den herstellerspezifischen Papierprofilen sehr gute Ergebnisse erzielen kann! Das letzte Quäntchen Perfektion holt man allerdings auch hier nur mit einer individuellen Kalibrierung heraus!
Meine komplette Serie Farbmanagement für Einsteiger findet ihr als PDF zum Download hier in meinem Shop!
Hier geht es zu meiner Serie Stockfotografie.
Meine Serie Drucken Fine Art findet ihr hier.
Die Serie Makrofotografie gibt es hier.
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